35 Jahre SDD – Staatsbibliothek zu Berlin
Die Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz (SBB) betreut einen recht kurzen Zeitabschnitt (1871-1912), hat aber angesichts der damals bereits enormen Buchproduktion dennoch einen umfangreichen Sammelauftrag.
Neben der Abteilung Handschriften und Historische Drucke sind weitere Abteilungen der SBB mit ihren besonderen Materialien an der Sammlung Deutscher Drucke beteiligt: Kinderbücher (1871-1912), Landkarten (1701-1912), Zeitungen (1801-1912) und Notendrucke (1801-1945).
Die Fragen wurden vom SDD-Team der Abteilung Handschriften und Historische Drucke beantwortet.
Was bedeutet die Sammlung Deutscher Drucke für Sie?
Diese Sammlung liegt uns ganz besonders am Herzen, da sie nicht nur einen großen Teil unserer täglichen Arbeit ausmacht, sondern uns auch seit Jahren bzw. Jahrzehnten in unserem Berufsleben begleitet. Wir sind kontinuierlich auf der Suche nach originalen kleinen und großen Schätzen, um die große Bandbreite an Veröffentlichungen innerhalb unseres Zeitsegments aufzuzeigen und zu bewahren. Hier bewegen wir uns zwischen im Prinzip unikalem Material und sehr hohen Mehrfachauflagen (z.B. bei Kochbüchern oder einem unserer Dauerbrenner, Goethes „Hermann und Dorothea“).
Wie entscheiden Sie, welche Druckerzeugnisse in Ihre Sammlung aufgenommen werden?
Wichtig sind der Erhaltungszustand des jeweiligen Bandes (z.B. Originaleinband, Vollständigkeit), natürlich der Preis, aber auch die Provenienz, wie es grundsätzlich bei allen Erwerbungen gilt; inhaltlich sammeln wir im Prinzip alles von hoher Literatur zu Trivialromanen, von hochwissenschaftlichen Abhandlungen zu Firmenschriften und Kleinschrifttum.
Die verteilte Nationalbibliothek – was assoziieren Sie damit?
Spontan vier Punkte:
- Kooperation mit den verschiedenen Spezialistinnen und Spezialisten sowie Fachabteilungen der SBB und mit den anderen SDD-Bibliotheken;
- Vielfalt der Materialien, Themen und Sprachen;
- Qualität, insbesondere verläßliche und hochwertige Metadaten für die Forschung;
- Nutzen: möglichst lückenloser Zugriff auf die deutsche Druckproduktion, auch in Nischenbereichen, die in Bibliotheken selten vorhanden sind.
Welche besondere Begegnung hatten Sie mit einem Buch?
Es ist immer wieder überraschend, was es alles gibt an physischen Formen und Inhalten (z.B. Minibücher mit eingebauter Lupe, Ballspenden, Bücher mit Garnmusterproben). Aber auch zahlreiche Exemplare derselben Auflage in verschiedenen Einbandvarianten – wir lernen immer noch dazu!
Wie sieht ein Buch von 2089 (100 Jahre SDD) aus, was muss es haben?
Papierbücher wird es sicherlich weiterhin geben, in bestimmten Bereichen ergänzt bzw. ersetzt durch elektronische Alternativen. Nachhaltigkeit dürfte eine noch größere Rolle spielen als heute, z.B. bei der Wahl des Materials und der Auflagenhöhe. Ob es Einbände mit personalisierter elektronischer Werbung geben wird?
Jedenfalls sollte ein Buch auch weiterhin zum Lesen auf dem Sofa und in der Badewanne tauglich sein.
Und Blicke in die Zukunft haben wir selbstverständlich auch in unserer Sammlung!1
- Vorderdeckel des Romans „Silvester 2999“ von 1907, in dem u.a. schon eine Art Internet vorkommt, Tausende Zuhörer eines Vortrags sind „phototelephonisch verbunden“ ↩︎