35 Jahre SDD – Deutsche Nationalbibliothek

4. Dezember 2024
von Uta Spaet

Im sechsten Teil der Reihe zum Jubiläum der Sammlung Deutscher Drucke (SDD) hat Uta Spaet von der Deutschen Nationalbibliothek unsere Fragen beantwortet.

Wie entscheiden Sie in Ihrer Bibliothek, welche Druckerzeugnisse in Ihre Sammlung aufgenommen werden?

Glücklicherweise arbeiten wir nach gesetzlichen Regelungen, die uns vorgeben, welche Drucke gesammelt werden und welche nicht. Gäbe es diese und unser Sammelprofil nicht, wäre es uns unmöglich aus der Fülle der veröffentlichten Bücher, Zeitschriften, Musikalien, wissenschaftlichen Dissertationen usw. auszuwählen. Die VerfasserInnen stecken viel Arbeit und Herzblut in ihre Werke und jeder dieser Drucke ist es wert gesehen und auch gelesen zu werden. Wichtig ist, dass wir damit die Rolle als zentrale Archivbibliothek Deutschlands und als aktives kulturelles Gedächtnis verantwortungsvoll wahrnehmen und ausfüllen.

Wie beeinflussen Druckerzeugnisse das gesellschaftliche Miteinander?

Bücher und andere Druckwerke begleiten uns das ganze Leben. Es fängt an mit der Gute-Nacht-Geschichte, welche uns abends am Bett vorgelesen wird, geht weiter über den gewonnenen Lesewettbewerb in der Schule, dem gegenseitigen Austausch und Ausleihen unter FreundInnen, hilft uns beim Erwerb neuen Wissens und bringt uns Entspannung nach einem anstrengenden Arbeitstag. Die Dauerhaftigkeit der physischen Form bewahrt sowohl vergangenes als auch gegenwärtiges Gedankengut für die Zukunft. Bücher vereinen Menschen und beeinflussen unser Zusammenleben.

Welche Balance sehen Sie zwischen physischer und digitaler Sammlung?

Besonders in Hinblick auf Zeitschriften und Zeitungen, welche schadensanfällig sind, ist die Digitalisierung unabdingbar für die Erhaltung des kulturellen Gedächtnisses. So bleiben die Originale erhalten und können dennoch für die Öffentlichkeit nutzbar sein. Dies gilt ebenfalls für Bücher, mögen Sie jetzt besonders sein oder auch einfach viel benutzt. Fakt ist, neben der Erhaltung des Originals werden insbesondere auch durch die Digitalisierung sowohl die historischen als auch gegenwärtigen Medienwerke erhalten, geschätzt und können mit ihren Inhalten und Gestaltungsmerkmalen künftige Generationen inspirieren und ihnen so auch nutzen.

Welche besondere Begegnung hatten Sie mit einem Buch?

Im Laufe meiner Tätigkeit sind mir einige besondere Werke begegnet. Besonders in Erinnerung ist mir dabei ein gerahmtes Buch geblieben. Es war eingefasst in einem Bilderrahmen und befand sich dementsprechend hinter einer Glasscheibe. Um es genauer ansehen zu können, musste ich das Buch jedoch irgendwie herausholen, dies ging aber nicht, ohne den Rahmen zu beschädigen. Ziemlich ratlos rief ich beim Verleger an und fragte nach, wie ich denn an das Buch gelangen könnte. Amüsiert erklärte er mir, dass die Idee dahintersteht, das Buch wortwörtlich „aufzuschlagen“.

Wie sieht ein Buch von 2089 (100 Jahre SDD) aus, was muss es haben?

Neben einer nachhaltigen Herstellung spielt auch die Bezahlbarkeit eine große Rolle, sowohl in der Herstellung als auch im Verkauf. Druckerzeugnisse der Zukunft sollten einen gewissen Charme haben, welchen digitale Werke schwer nachahmen können. Sie sollten sowohl zum Berühren, Betrachten und natürlich Lesen einladen. Wichtig ist es ebenso, dass sie lange bestehen können, also weniger anfällig für die Entstehung von Gebrauchsspuren sind. Nichtsdestotrotz sollten sie mit der Zeit gehen und aktuelle Methoden einbauen, wie zum Beispiel durch den Einsatz von QR-Codes eine Verbindung von physischer und digitaler Welt schaffen. Vieles ist vorstellbar, wer weiß, welche Entwicklungen uns in den nächsten Jahrzehnten auch hier weiter voranbringen werden.

Uta Spaet

Uta Spaet leitet das Referat Bestandsaufbau am Leipziger Standort der Deutschen Nationalbibliothek.


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*Nachweis Beitragsbild auf der Startseite:DNB, Fanni Fröhlich

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Wir sammeln, dokumentieren und archivieren alle Medienwerke, die seit 1913 in und über Deutschland oder in deutscher Sprache veröffentlicht werden.

Ob Bücher, Zeitschriften, CDs, Schallplatten, Karten oder Online-Publikationen – wir sammeln ohne Wertung, im Original und lückenlos.

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