Mit Metadaten durch Zeit und Raum

31. August 2022
von Elke Jost-Zell und Anke Meyer-Heß
Yolky69, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Metadaten sind allgegenwärtig, aber älter als man denkt. Erfunden wurden sie vor Jahrtausenden im antiken Orient.

Was sind eigentlich Metadaten? Einfach ausgedrückt verstehen wir darunter Daten über Daten.

In Wikipedia lesen wir eine ausführliche Definition: „Metadaten oder Metainformationen sind strukturierte Daten, die Informationen über Merkmale anderer Daten enthalten. Bei den durch Metadaten beschriebenen Daten handelt es sich oft um größere Datensammlungen wie Dokumente, Bücher, Datenbanken oder Dateien. So werden auch Angaben von Eigenschaften eines einzelnen Objekts (beispielsweise „Personenname“) als dessen Metadaten bezeichnet.“[1]

Nehmen wir als Beispiel den Science-Fiction-Roman Die Zeitmaschine. Da gibt es einerseits das Buch, den reinen abenteuerlichen Text. Andererseits haben wir Daten, die uns Auskunft über diesen Text geben. Metadaten, in diesem Fall bibliografische Daten, informieren uns, dass der Autor Herbert George Wells heißt, dass es sich um ein Werk der erzählenden Literatur handelt, das sowohl für Radio, TV und Kino adaptiert wurde und die Fantasie anderer Autor*innen so beflügelte, dass sie das Thema Zeitreisen oder die Charaktere für ihre eigenen Bücher und Filmen aufgegriffen haben. Weitere Metadaten nennen den Verlag, der den Roman veröffentlichte und – besonders wichtig – geben Auskunft über Identifikatoren wie ISBN, URN (Uniform Ressource Name). Unter Identifikatoren verstehen wir im Bibliothekswesen einen Bezeichner, oder eine Zeichenkette (vorzugsweise aus Zahlen und Buchstaben), die eine Ressource (ein Buch, Medienwerk oder Objekt) identifizieren, indem sie sie eindeutig benennen.

Metadaten mit Identifikatoren haben die wunderbare Eigenschaft, dass man sie fröhlich miteinander vernetzen kann. Bei einer Recherche im Katalog der British Library können wir herausfinden, ob Wells auch andere Bücher geschrieben hat, wie viele Ausgaben der Zeitmaschine es gibt und welche anderen Autor*innen sich wissenschaftlich, kommentierend oder schöngeistig mit den Abenteuern des namenlosen Zeitreisenden seit dem Erscheinen des Buches 1895 beschäftigt haben. Man kann in einem virtuellen Metakatalog auf eine weltumspannende Suche gehen, um zu erfahren, in welchen Ausgaben man in der Library of Congress stöbern kann, welche die Bibliothèque Nationale de France besitzt und nebenbei die Frage klären, ob Albert Einstein, Lord Kelvin und Stephen Hawking Zeitreisen überhaupt für möglich hielten.

Metadaten helfen Bibliotheksbeschäftigten im täglichen Arbeitsleben beim Katalogisieren, Archivieren und Auffinden eines Medienwerkes sowie bei der Ermittlung, in welchem Büchermagazin es steht und in welchem Zustand es ist, ob man es in die Lesesäle zur Benutzung geben kann oder ob es ein Fall für die Buchrestauration geworden ist. Metadaten helfen Leser*innen, ein bestimmtes Buch in einer Buchhandlung zu bestellen oder sich ein E-Book auf den Reader, das Notebook oder Handy zu laden.

Magazin der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main

In dieser Beitragsreihe sind wir die Zeitreisenden, besteigen eine Bücherregal-Version der TARDIS, Dr. Whos wunderblauer Zeit-Raum-Maschine im Telefonbox-Design, düsen zuerst in die Vergangenheit und betreiben dort ein wenig Metadatenarchäologie durch mehr als 3400 Jahre Bibliotheksgeschichte. Danach ändern wir den Kurs in Richtung Gegenwart und Zukunft, begegnen modernen Metadaten und gehen auf die spannende Spurensuche, wie wir selbst, bewusst und unbewusst, tagtäglich Metadaten erzeugen und nutzen.

Ready for takeoff?


[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Metadaten 29.07.2022

*Nachweis Beitragsbild auf der Startseite:Yolky69, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

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  • ISSN 2751-3238