111 + 1 mal jubeln

13. November 2023
von Uta Ackermann, Fanni Fröhlich, Christine Hartmann, Annett Koschnick, Josephine Kreutzer, Ruprecht Langer, Marc Wurich

Mit dem gestrigen Tag der offenen Tür im Frankfurter Haus der Deutschen Nationalbibliothek beenden wir ganz offiziell unser Festjahr zum 111. Gründungsjubiläum. Eröffnet wurden die Feierlichkeiten vor neun Monaten mit dem Tag der offenen Tür am Gründungsstandort Leipzig. Die Resonanz war groß und wir begrüßten viele interessierte Gäste im Rahmen von Führungen, Mitmachangeboten und einem Konzert. Erstmals zu einem Tag der offenen Tür reisten jeweils 50 Gäste vom jeweils anderen Standort an – ein Zeichen der engen Verbindung unserer beiden Häuser.

Im Jubiläumszeitraum fanden etwas mehr als 420 Veranstaltungen, Führungen und Mitmachangebote statt. Damit erreichten wir rund 13.500 Menschen.

Beschäftigte der Deutschen Nationalbibliothek haben Angebote auf zwei Buchmessen, ebenfalls in Leipzig und in Frankfurt am Main präsentiert. Ausgehend von #111JahreDNB war die Buchmessen-Aktionsfläche grundlegend neugestaltet. Unser Selbstverständnis als aktives, kulturelles Gedächtnis der Vergangenheit und Zukunft ist nun nicht nur im äußerlichen Erscheinungsbild, sondern auch im vielfältigen Programm unserer Kolleg*innen spürbar. Dabei diskutierten wir in Vorträgen und in Gesprächen über die Zukunft der Bibliotheken, zeitgemäße Vermittlung unserer musealen Themen, das „Was?“ und „Warum?“ unseres gesetzlichen Auftrags. Insgesamt 47 Präsentationen und Diskussionen sowie sechs Lesungen luden alle Buchmessebesucher*innen ein, die Deutsche Nationalbibliothek näher kennen zu lernen.

Auch auf der 111. BiblioCON (in diesem Jahr erstmalig unter dem neuen Namen) feierten wir am Messestand unter dem Jubiläumslogo und luden unsere Kolleg*innen ein, uns mit Elfchen zu beschenken und ihre Visionen der Bibliothek der Zukunft mit uns zu teilen. Darüberhinaus trugen zahlreiche DNB-Kolleg*innen mit ihren Talks und Workshops zu dem vielfältigen Programm bei. Der DNB-Messestand war dann der Treffpunkt, um begonnene Diskussionen weiterzuführen und sich detailiert über die verschiedenen Services der DNB informieren zu lassen.

Ein Zeitraum von 111 Jahren birgt jede Menge Geschichten und Anekdoten: 65 Kolleg*innen plauderten aus dem Nähkästchen und suchten in den Archiven nach historischen Aufzeichnungen und Bildern. 18 externe Autor*innen schrieben aus der Erinnerung beziehungsweise im Rahmen des Masterstudiengangs über die Deutsche Nationalbibliothek. Ein Redaktionsteam von fünf Kolleg*innen sammelte, formatierte und stellte die 111 Geschichten online in unseren Blog.

Statt einem dicken Buch für Glückwünsche, sammelten wir Ihre Gedanken zur Bibliothek in Form eines kurzen Gedichtes. Wir suchten 100 Elfchen – ausgesprochen passend zum Jubiläum – und bekamen 611. Die entstandenen Gedichte können Sie hier nachlesen. Die Elfchen waren auf den Buchmessen ein beliebtes Angebot, um kreativ zu werden. Doch auch reichlich Visionen erhielten wir: Knapp 200 Wünsche für die Zukunft wurden auf den beiden Buchmessen eingereicht.

Im Deutschen Buch- und Schriftmuseum gab es ebenso Gelegenheiten zum Jubeln. Neben der aktiven Beteiligung am Gesamt-Jubiläumsprogramm waren es vor allem zahlreiche Veranstaltungen und Ausstellungen, die im 111. Jahr der Deutschen Nationalbibliothek viele Besucher*innen lockte. Bereits im Januar war Bundespräsident a. D. Joachim Gauck zu Gast im Gespräch mit Antonia Grunenberg zum Thema Demokratie. Ein weiterer Höhepunkt folgte im Zuge der Leipziger Buchmesse mit der Ausstellung „JETZT & ALLES. Österreichische Literatur. Die letzten 50 Jahre“. Mit dem Gastland Österreich und den reichen Beständen der Österreichischen Nationalbibliothek entstand eine Ausstellung, die weit mehr zeigt als Bücher und Manuskripte. Der 3. Oktober markierte im Jubiläumsjahr einen weiteren Höhepunkt: mit einer Schnitzeljagd und Actionbound und dem Maus-Türöffner-Tag kamen rund 500 Gäste jeden Alters ins Haus, um mehr über die DNB zu erfahren. Weitere Ausstellungen des Jahres standen ganz im Zeichen des zeitgenössischen Buches, darunter: „Spector Books: Handapparat. Gutenbergpreis der Stadt Leipzig 2023“ (Bücher verlegen in Zeiten brennender Wälder?) und “Schmuddelkind der Branche? Books on Demand”.

Philipp Rumsch spielt ARCADIA; Foto: DNB, Fanni Fröhlich

Während das ganze Jahr über buntes Treiben in beiden Standorten der Deutschen Nationalbibliothek herrschte, wurde es am 13. Mai in Leipzig richtig laut. Die DNB hat dem Leipziger Sounddesigner, Komponisten, Jazzpianisten und Elektromusiker Philipp Rumsch den Auftrag erteilt, der Bibliothek eine Komposition auf den Leib zu schneidern. Das hat er getan und mit dem komplexen und vielseitigen Instrumentalwerk „ARCADIA“ das Idyll von Lesen, Leben und zwischenmenschlicher Harmonie mit der Angst vor Zerstörung und menschgemachtem Klimawandel kollidieren lassen. Das klanggewaltige Ergebnis war an sich schon ein Erlegbnis der besonderen Art; vielmehr aber noch dadurch unterstrichen, dass es im großen geisteswissenschaflichen Lesesaal stattfand. Der Ort, der von jeher für konzentrierte Stille steht, wurde an diesem Abend zur Bühne von komplex verwobenen akustischen Linien und pulsierenden Rhythmen. Beim Publikum kam das hervorragend an, zumal viele auf diese Weise zu ersten mal in die DNB gelockt wurden. „Sowas jetzt bitte jede Woche“, wer der Tenor. Wir schauen mal. Bis zum nächsten Spektakel können Ausschnitte des Konzerts hier angehört werden.

Webbrowser-Ansicht des interaktiven 3D-Interviews des Zeitzeugen Kurt S. Maier.
Webbrowser-Ansicht des interaktiven 3D-Interviews des Zeitzeugen Kurt S. Maier © DNB/David Barth

Auch das Deutsche Exilarchiv 1933–1945 trug mit Ausstellungen und Veranstaltungen zum Erfolg des Jubiläumsjahrs bei. Schon im Februar eröffnete Michel Friedman seine Gesprächsreihe zur „Gegenwart des Exils“ und fragte die Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger: „Was ist Recht?“ Im Rahmen einer Veranstaltung zur Neuauflage von Jürgen Serkes epochalem Buch „Die verbrannten Dichter“ am 9. Mai eröffnete das Exilarchiv die Ausstellung „Verbrannte Orte | Verbannte Worte“ auf dem Vorplatz der DNB in Frankfurt. Sie war in Zusammenarbeit mit dem Gedenkprojekt Verbrannte Orte e.V. entstanden und erinnerte an die nationalsozialistischen Bücherverbrennungen vor 90 Jahren. Außerdem machte sie auf die Situation von Autor*innen aufmerksam, die gegenwärtig in ihren Heimatländern von Repressionen und Zensur betroffen sind. Hierzu sprach der chinesische Schriftsteller und Musiker Liao Yiwuüber Zensur und Meinungsunterdrückung in seinem Heimatland und sein Leben im Exil in Deutschland. Anlässlich der Buchmesse wurde die Open-Air-Ausstellung im Oktober auf dem Frankfurter Römerberg ein weiteres Mal gezeigt. Ein besonderes Highlight war die Eröffnung der Ausstellung „Frag nach!“ mit den digitalen interaktiven Interviews von Inge Auerbacher und Kurt S. Maier Anfang September. Vor rund 350 Gästen eröffneten die beiden Zeitzeug*innen, die eigens aus den USA angereist waren, die Präsentation „Frag nach!“. Mit den interaktiven Interviews war das Exilarchiv auch auf der Frankfuter Buchmesse vertreten. Besucher*innen konnten die neue Technologie ausprobieren und Fragen an die Zeitzeugnisse von Inge Auerbacher und Kurt S. Maier stellen. Ein moderiertes Gespräch bot Einblicke in die Produktion der Zeitzeugnisse und die Motive des Exilarchivs, ihnen eine eigene Ausstellung zu widmen.

In diesem Jahr erschien auch der Jahresbericht erstmals digital und anstelle der gedruckten Vollversion gab es eine 12-seitige Kurzversion im quadratischen Format.

Frisch in Schale wirft sich momentan auch der Lesesaal Geisteswissenschaften in Leipzig – damit auch nach 111 Jahren die Deutsche Nationalbibliothek ein Ort zum Arbeiten und Wohlfühlen bleibt.

111-Geschichten-Redaktion

Zum 111. Jubiläum haben wir, die Beschäftigten der Deutschen Nationalbibliothek, in Erinnerungen und Archiven gestöbert. Von März bis November präsentieren wir hier 111 Geschichten aus der Deutschen Nationalbibliothek.

*Nachweis Beitragsbild auf der Startseite:Johanna Baschke

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