Rudi, Karlchen und Jörg
Jörg Räuber gehört zu den langjährigen Beschäftigen unserer Bibliothek. Vor 47 Jahren begann er mit der Ausbildung zum Bibliotheksfacharbeiter an der damaligen Deutschen Bücherei Leipzig. Zuerst arbeitete er in der Abteilung Erwerbung, studierte an der Fachschule für Bibliothekare und setzte sein Wissen und seine Arbeitskraft in verschiedenen Abteilungen ein. Wer etwas über das Leipziger Gebäude, dessen Veränderungen, ob institutionell oder personell wissen möchte, bekommt von ihm Auskunft, gern auch gespickt mit Geschichten zum Schmunzeln.
Mit den Bücherwagen kam er während seines Berufslebens oft in Kontakt. Die Lehrlinge damals bekamen das Wichtigste gleich zu Anfang regelrecht eingetrichtert: „Immer den Bücherwagen zuerst in den Aufzug schieben, nicht vorangehen und den Wagen ziehen.“ Falls mal ein Fahrstuhl abstürzt, kann man nicht vom vollen Bücherwagen erschlagen werden.
Zur Geschichte des Leipziger Fuhrparks gehört übrigens auch, dass die Wagen Namen bekamen. Einer hieß „Rudi“, benannt nach dem Kanarienvogel einer damaligen Mitarbeiterin. Auch Karlchen war mit von der Partie. Welcher unserer Bücherwagen nun aber wie heißt, haben wir nicht ermitteln können.
Zum Glück kam es zu keinem Absturz, hingegen aber hin und wieder zu einem umgestürzten Bücherwagen. Während des Bezugs der Büchertürme in den 1980er Jahren, dem 3. Erweiterungsbau, wurden alle verfügbaren Beschäftigten zum Helfen eingesetzt. So schob und zog man die Wagen, voll beladen mit Büchern und Zeitschriften, durch den langen Kellergang des historischen Gebäudes bis zu den Büchertürmen. Die Kurven im Kellergang, einmal rechts, einmal links mit einem Gefälle konnten nicht alle erfolgreich passieren. Danach mussten die Objekte aufgesammelt, geordnet und vielleicht auch zum „Bücherdoktor“ gebracht werden.
Wir erweisen dem Bücherwagen, einem unserer wichtigsten Hilfsmittel, die Reverenz und machen ein Stück lebendige Geschichte sichtbar. Dafür haben wir die Postkartenserie „Der Fuhrpark der Deutschen Nationalbibliothek. Bücherwagen im Wandel der Zeit“ mit zehn Motiven aus unseren Häusern in Leipzig und Frankfurt am Main aufgelegt. Das Set schicken wir Ihnen gerne kostenlos zu, eine kurze Mail an publikationen@dnb.de genügt.
Beiträge der Serie
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Das „rollende“ Regal
Neben Bücherwagen aus Holz beschaffte die Deutsche Bücherei auch eine Spezialanfertigung aus Eisen, die mit den Regalböden der Büchermagazine bestückt wurde.
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Unverzichtbare Begleiter
Nicht wegzudenkende Alltagshelfer für Mitarbeiter*innen der DNB sind z.B. Bücherwagen. Früher gehörte auch die Hausrohrpostanlage dazu.
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Der kleine Bücherroller
Was eine Sackkarre, ein Kinderroller und ein findiger Bibliothekar mit einem Bücherwagen gemeinsam haben, dass erfahren Sie in diesem Beitrag.
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Rudi, Karlchen und Jörg
Seit fast 50 Jahren ist Jörg Räuber bei uns. Nicht nur hat er mit Bücherwagen schon einiges erlebt – er kennt sogar einige ihrer Namen.
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Fahrrad und Einkaufswagen
Für jeden Anwendungsfall das passende Gefährt. Spaß macht das schon, mit dem Rad durch die Gänge zu fahren – ist aber nicht ganz einfach.
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Servierwagen für Großformate
Spezialanfertigungen und Umwidmungen. Für herausfordernde Transportaufgaben werden wir erfinderisch.
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Die „Neuen“ ziehen ein
Wie ist der Fuhrpark der Deutschen Nationalbibliothek gestaltet? Drei Auszubildende berichten über ihre Erfahrungen mit den Bücherwagen.
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Baujahr 1916
Seit mehr als 100 Jahren im Dienst: Der Bücherwagen aus der Zeit um 1916 vermittelt einen Hauch von Geschichte.
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Der Fuhrpark der DNB
Bücherwagen im Wandel der Zeit. Im Laufe der Jahrzehnte ist eine erstaunliche Vielfalt an Bücherwagen zusammengekommen. Nun zeigen wir sie der Öffentlichkeit.